
Motodromo di Castelletto di Branduzzo/Italien – © by ricolikesbikes
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Ein wirklich ganz, ganz kurzer Prolog. Versprochen! Echt ehrlich …
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Es war ein eiskalter Novembertag, trüb und nass. Rico hatte schlechte Laune. Wie immer eigentlich, wenn das Schlafdefizit des Nachtdienstes ihm den letzten Nerv raubte. Es hatte begonnen zu schneien und Schnee gehört zu den Dingen, die Rico überhaupt nicht mag.
Er hatte den Nachmittag zu Hause verbracht, saß wie gewöhnlich in seinem Büro und surfte auf den Wellen des weltweiten Netzes. Dabei beobachtet er regelmäßig, was sich in seinen Lieblingsforen so tut: die Alten Säcke, die wirklich so heißen, und deren kleine, ausgewählte Gemeinde er schon lange kennt. Ein unaufgeregter und sehr bunter Haufen, den ein zentrales Thema beschäftigt und verbindet: Motorrad fahren.

MC Alte Säcke – founded 2001 AD – © by Melly
Dann war da noch das Forum von Supermoto.de – hier geht es ganz anders zu als sonst in einschlägigen Plattformen. Neulinge werden erst mal mit markigen Sprüchen abgeklopft. Hält man dem aber Stand und bleibt hartnäckig, öffnet sich ein sehr bizarrer Kosmos. Die Leute nennen sich zärtlich „Hackfresse“, und wenn man ihnen „zuhört“, wird man mit einer merkwürdigen Sprache konfrontiert, dem Wemsisch. Klingt ’n bissl wie Walisch oder Alkoholisch, ist aber ganz anders.
Wemsisch kann man nicht lernen. Sicher, es gibt einen Wemserduden. Oder einen Wemsersprüchethread. Dabei sind die Grundlagen denkbar simpel. Es gibt beispielsweise nur einen Artikel: DEM. Die Wemserwunderdroge heißt „K%rea“ und der Rest … ähhem, Entschuldigung – dem Rest besteht aus mehr oder weniger geistreicher Inspiration und dem gleichen Maß an Improvisation. Bei Rico wich die anfängliche Skepsis jedoch schnell einem zaghaften Stirnrunzeln, das nahtlos in ein breites Grinsen überging. Gelegentlich hatte er verborgen in dem Forum mitgelesen und dabei seine Umgebung mit plötzlichem, lautem Lachen zunächst erschreckt und später nur noch verwundert.

Husqvarna VM Race Replica 450SM RR
Supermoto. Seit Rico die erste Supermoto sah – da wusste er noch nicht mal, dass diese Art von Motorrädern so genannt wird – war er in eigenartiger Weise fasziniert von diesen langbeinigen, grazilen Diven mit den viel zu kleinen Rädern im 17–Zoll–Format. Er selbst hatte den klassischen Einstieg zum Mopedfahren gefunden: Mofa, Roller, Enduro, Supersportler. Immer wieder hatte er mal einen Blick „riskiert“. Überhaupt, beim Betrachten von Supermotos überkam ihn oft ein Gefühl von Anzüglichkeit. Nicht schamlos oder gar vulgär, eher wie ein Voyeur, am Besten zu beschreiben mit der Lust am Verbotenen. Klar, Rennmaschinen im Plastikfummel oder Nakedbikes mit brachialem Vortrieb waren auch interessant. Aber von diesen Maschinen ging eben ein ganz besonderer, unerklärlicher Reiz aus.
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Die Kapitel
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„RICOLETTAS WELT“ wird in chronologischer Reihenfolge angezeigt, liest sich also wie ein Buch.
- Wo liegt eigentlich dieses Castelletto?
- Der Suzuki-Blues
- Verkauft …
- Geduldprobe
- Parlare Italiano?
- Tiefkühlpizza
- Mongolen im Breisgau
- Der Pate im Odenwald
- Von den Alten Säcken, dem Eisenpony und dem Tatzenbär
- Fatsuit
- Rinderunion
- Herbstlaub
- Akutes Abdomen
- Haftungsverzicht
- Plattensammlung
- Ein unmoralisches Angebot
- Daumendrücken und Stoppelcross
- Es wird schon wieder hell …
- Finale furioso
- Eiszeit
- Epilog
- Wemsfreiheit 2012
… und als Bonus – lesen ohne zu klicken: Dem Supermoto
… und noch ein Bonus – der Showroom: Videocompilation
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